Erfolgreiche mit neuen Produkten? Über 70 % aller Produkteinführung sind Flopps!
Oliver Gassmann, Professor für Innovationsmanagement an der renommierten Schweizer Universität St. Gallen, bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass die Fähigkeit, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, im heutigen Zeitalter eine Voraussetzung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist. Denn der Wettbewerb wird zukünftig nicht mehr zwischen Produkten entschieden, sondern durch Geschäftsmodelle.
Natürlich werden auch in Zukunft gute Produkte und Prozesse weiterhin wichtig sein, aber wohl nicht mehr allein den Ausschlag für den Erfolg eines Unternehmens geben. Durch sich angleichende Produktqualität und allgegenwärtigem Preisdruck wird es für Unternehmen immer schwieriger sich vom Wettbewerb abzuheben. Weltweit leiden laut empirischen Studien über 80 Prozent aller Unternehmen unter starkem Preisdruck, mehr als die Hälfte gibt sogar an sich bereits in einem Preiskrieg zu befinden. Der beste Weg höhere Preise am Markt durchzusetzen sind für die meisten Unternehmen immer noch neue Produkte. Aber: Über 70 Prozent aller Produktneueinführungen floppen – das heißt, die neuen Produkte erreichen ihre Ziele nicht und verschwinden innerhalb von 2 Jahren wieder vom Markt. Was ist die Alternative?
Den Unterschied macht heute das Geschäftsmodell
Ein Beispiel eines Mittelständlers aus Mitteldeutschland: Die Insolvenz des Fahrradherstellers Mifa aus Sachsen-Anhalt. Über Jahrzehnte hinweg ein erfolgreiches Unternehmen mit Markenstärke, Kundenloyalität und soliden Produkten. Dennoch ist das Unternehmen 2014 in Schieflage geraten und musste Insolvenz anmelden. Im gleichen Zeitraum schießt in Leipzig das Start-up Nextbike aus dem Boden und beginnt selbst gebaute Fahrräder als Mietflotte in deutschen Städten zur Verfügung zu stellen. Bereits 2016 hat das Unternehmen an über 100 Standorten weltweit insgesamt 30.000 Next-Bike-Räder am Einsatz und wächst erfolgreich weiter. Die Insolvenz von Mifa liegt daher vielleicht weniger an einem nicht vorhandenen Markt, als am Festhalten an einem überholten Geschäftsmodell. Statt Zukäufe zu tätigen und das Produktsortiment auszuweiten hätte sich das Unternehmen vielleicht besser fragen sollen: wie verändert sich der Markt und was prägt das neue Mobilitätsbedürfnis unserer Kunden? Und Mifa ist kein Einzelfall, das beweisen diese weiteren Beispiele aus anderen Branchen.
Wie man Marktführer in der Hotelerie wird, ohne nur ein einziges Bett zu besitzen...
- Die Online-Vermietungsplattform Air BnB ist zu einem der Marktführer der Hotelerie geworden, ohne nur ein einziges Bett zu besitzen.
- Der Fahrdienstvermittler Uber mischt international das komplette Verkehrswesen auf ohne nur ein einziges Taxi zu betreiben.
- Die Umzugsplattform Movinga krempelt durch die Vermittlung von Leerfahrten gerade die komplette Umzugsbranche um, ohne auch nur einen Möbeltransporter zu haben.
- Streaming-Dienste wie Netflix und Maxdome erobern stehen in der Gunst von Filmliebhabern, ohne ein einziges Kino oder eine Videothek zu betreiben.
Diese Beispiele sind für Ihre Branche nicht relevant und wären in Ihrem Geschäftsfeld so nicht umsetzbar gewesen? Das dachten die anderen Marktführer auch. Bis irgendwann ein Quereinsteiger kam, der die bisherige Logik der Branche nicht kannte, sie in Frage stellte und es anders machte. Denn in keinem der Beispiele wurde der Markterfolg durch bessere Produkt- oder Prozesse erreicht, sondern immer durch eine Innovation des vorherrschenden Geschäftsmodells.
Wer wird wann Ihre Branche revolutionieren?
Erfahren Sie in unserer Themenreihe Zukunftssicherheit im Mittelstand mehr darüber, was ein Geschäftsmodell ist und lernen Muster anderer erfolgreicher Geschäftsmodelle kennen, die Sie auf Ihre Branche übertragen können.
P.S.: Die Inhalte dieser Themenreihe basieren auf dem Buch Geschäftsmodelle entwickeln, von Prof. Oliver Gassmann der Universität St. Gallen und sind empirisch überprüft.